Crowdinvestments im Immobilienbereich bieten eine höhere Anlagesicherheit als Start-up-Beteiligungen, meint Gastautor Michael Stephan und erklärt, warum er sich dennoch mehr Regulierung für seine Branche wünscht

Vor nicht allzu langer Zeit flimmerte ein Werbespot über die deutschen Fernsehschirme, in dem Start-up-Beteiligungen via Crowdinvesting angepriesen wurden. Argumentationsstruktur: Wer damals bei Apple, Zalando oder Twitter vor dem Boom Anteile gekauft hätte, könnte sich heutzutage glücklich schätzen. Wieso sollte es sich mit den Start- ups von heute anders verhalten?

Tatsächlich erscheint der Gedanke auf den ersten Blick attraktiv — schließlich hört und liest man immer wieder von den Erfolgsgeschichten der jungen Wilden. Allerdings sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren, mit welchen Risiken ein solches Investment verbunden ist. Stellen Sie sich vor, Sie hätten nicht in Twitter, sondern in das in- zwischen verwaiste StudiVZ investiert. Oder in den Bekleidungshändler Modemeister, der 2012 gleichzeitig mit der un- gleich erfolgreicheren Plattform Outfittery online und bereits ein Jahr später wieder offline ging.

Für Mutige mag es in die Investitionsstrategie passen, ihr Kapital in Start-ups anzulegen. Wer beim Crowdinvesting allerdings ein höheres Sicherheitsbedürfnis hat, findet im Immobiliensegment eine Alternative. Das erkennen auch immer mehr Anleger: Schließlich wuchs das Kapitalvolumen für schwarmfinanzierte Neu- oder Umbauprojekte im vergangenen Jahr um 92,5 Prozent, während die Volumina für Unternehmensfinanzierungen stagnieren

Start-up-Investments haben oft relativ lange Laufzeiten

Nicht jedes junge Unternehmen hat das Potenzial, das Rad — beziehungsweise den Apfel — neu zu erfinden. Anfangs schreiben die meisten Start-ups rote Zahlen, hohe Anfangsinvestitionen sind notwendig. Und wessen Geschäftsidee sich tatsächlich etablieren kann, steht erst nach einigen Jahren fest. Start-up- Investments sind deshalb häufig auf mindestens acht Jahre Laufzeit ausgerichtet. Eine Zeitspanne, in der sich ganze Branchen umstrukturieren kön- nen. Es verwundert daher nicht, dass bereits jede zehnte Investition in junge Unternehmen ausgefallen ist.

Im Vergleich dazu ist der Anlagezeitraum beim Immobilien-Crowdfunding deutlich kürzer und das Risiko eines Totalausfalls zwar auch vorhanden, aber um einiges geringer. Häufig ist geplant, die eingesetzte Summe inklusive Rendite bereits nach einem bis drei Jahren auszuzahlen. Somit können die Investoren ihr Geld früher neu investieren und gewissermaßen von den Zinseszinsen ihrer Beteiligung profitieren.

Darüber hinaus ist aufgrund des or- ganischen Preiswachstums am Immobi- lienmarkt, das in Relation zu den posi- tiven Einkommensentwicklungen der privaten Haushalte steht, keine überre- gionale Immobilienblase zu befürchten. Im Unterschied zur US-amerikanischen Subprime-Krise vor zehn Jahren ist die

Kreditvergabe in Deutschland bekannt- lich eher restriktiv, Immobilienspeku- lationen werden oftmals gar nicht erst ermöglicht.

Auch Bestandsimmobilien als Crowdfunding-Objekt

unding-Projekts können verschiedene Aspekte zusätzlich Finanzierungs- sicherheit bieten. Beispielsweise ist das Baujahr des jeweiligen Objekts ein wich- tiges Kriterium. Per Schwarmfinanzie- rung sanierte Bestandsimmobilien ha- ben im Vergleich zu Neubauprojekten den Vorteil, dass der tatsächliche Ge- bäudewert bereits zu Anfang relativ hoch ist. Das Risiko von Verzögerungen…

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