Häuser und Eigentumswohnungen in Deutschland sind laut Rechenmodell der Commerzbank um 10% überteuert

Mehrfamilienhaus - Vermietete Wohnung

Die Commerzbank vergleicht anhand eines neuen Modells die Hauspreisentwicklung mit der Entwicklung der Baukosten, der Pro-Kopf-Einkommen, der Realzinsen, der Arbeitslosenquote sowie der demographischen Entwicklung.

Aus diesen volkswirtschaftlichen Variablen leitet die Bank sogenannte „faire“ Häuserpreise ab und kommt im Vergleich zu den tatsächlichen Häuserpreisen zu dem Ergebnis, diese seien inzwischen um 10 Prozent zu teuer, und zwar im Durchschnitt in Stadt und Land. Diese Erkenntnisse veröffentlichte vergangene Woche die FAZ.

„Beenden könnte den Boom wohl nur ein spürbarer Anstieg der Zinsen, der aber nicht in Sicht ist“, so zitiert die FAZ Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Häuserpreise werden also erstmal weiter steigen. Auch gehe von dieser preislichen Übertreibung noch keine große Gefahr für die deutsche Wirtschaft aus. Der Bausektor sei noch nicht aufgebläht, und der Anstieg der Verschuldung der privaten Haushalte halte sich bisher in Grenzen.

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Mit dem neuen Rechenmodell der Commerzbank lassen sich Häuserpreise über lange Zeiträume analysieren. Dabei zeigt sich Wagner zufolge, dass die Häuserpreise in Deutschland spätestens seit 2011 schneller gestiegen seien, als gemessen an Einkommen, Zinsen, Baukosten und demographischer Entwicklung, gut wäre. Erst wäre es noch eine Korrektur der damals bestehenden Unterbewertung deutscher Wohnimmobilien gewesen. Seit Anfang 2015 aber lägen die Preise immer mehr über dem im Modell bestimmten „fairen“ Niveau, zuletzt eben um zehn Prozent.

Mit 4,5 Prozent im Jahr seien die tatsächlichen Häuserpreise in den vergangenen drei Jahren somit deutlich stärker gestiegen, als die „fairen Preise“ und als es dem Modell zufolge gerechtfertigt gewesen wäre. Die günstigen Finanzierungskosten allein könnten den Preisanstieg für Wohnimmobilien nicht erklären, meint Ökonom Wagner: Die niedrigen Zinsen würden im Modell bei der Bestimmung der „fairen“ Preise bereits berücksichtigt.

Nicht berücksichtigt im Modell hingegen sei das Unbehagen vieler Deutscher angesichts der Nullzinspolitik der EZB und sonstiger Unsicherheiten, die „Betongold“ in der Gunst der Anleger steigen ließen. Da eine Überwindung der Schwierigkeiten der Währungsunion und eine weniger expansive Geldpolitik so schnell nicht zu erwarten seien, spreche vieles dafür, dass der Immobilienboom vorerst weitergehe.