Interview mit Michael Stephan

iFunded beschäftigt sich aktuell als digitale Investment-Plattform mit der Integration der Blockchain-Technologie. Welche Vorteile diese innovative Technologie für Immobilienentwickler mit sich bringt und wie die Integration ablaufen wird, erfahren Sie in unserem Interview mit Michael Stephan.

Redaktion: Unter der Zweitmarke iEstate bauen Sie eine blockchain-basierte Investment-Plattform auf. Wie werden Immobilienentwickler von diesem Schritt profitieren?

Stephan: Projektentwickler haben auf der Finanzierungsseite drei große Probleme: Erstens ist die Finanzierung auch aufgrund von Solvency II und den hohen Eigenkapitalanforderungen sehr teuer geworden. Zweitens haben Entwickler meist nur einen beschränkten Zugang zu Investoren und müssen Vermittler einschalten, die hohe Provisionen nehmen. Selbst wenn sie selbst Investoren akquirieren, ist es eine sehr zeitraubende Angelegenheit. Drittens laufen viele Marketingprozesse bei Entwicklern noch nicht komplett digital. Dadurch sind die Marketingmaßnahmen noch sehr ineffizient und teuer. Bei diesen Problemen helfen wir den Projektentwicklern bereits heute über iFunded und werden dank Blockchain-Technologie mit iEstate noch sehr viel gezielter und kosteneffizienter helfen können.

Redaktion: Warum kann iEstate Mezzaninkapital günstiger anbieten und was trägt die Blockchain dazu bei?

Stephan: Wir können mithilfe der Blockchain-Technologie den Prozess zur Bereitstellung von Mezzaninkapital viel effizienter und kostengünstiger darstellen. Aktuell sind daran noch viele Mittelsmänner wie Zahlungsdienstleister oder Treuhänder beteiligt. Das macht den Prozess nicht nur langsamer, sondern vor allem auch teurer, weil jeder Dienstleister seine Gebühren verlangt. Die Beratungsagentur Oliver Wyman schätzte die globalen Gesamtkosten für die Verbuchung von Wertpapiergeschäften in einer Studie von 2015 auf 65 bis 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das ist eine beeindruckende Zahl, die uns das Einsparpotenzial in diesem Bereich plastisch vor Augen führt. Bei iEstate werden wir die Prozesse durch Smart Contracts, die ein wichtiger Baustein der Blockchain-Technologie sind, weitestgehend automatisieren. Auf Basis der so genannten Peer-to-Peer-Transaktionen, also Transfers direkt zwischen zwei Parteien, können signifikante Abwicklungskosten gespart werden. Statt in mehreren Tagen kann der Investment-Prozess dann innerhalb von wenigen Stunden abgewickelt werden. Das ermöglicht es uns, dem Projektentwickler Mezzaninkapital günstiger und schneller als über den traditionellen Weg anzubieten.

Ein schöner Nebeneffekt ist, dass wir sämtliche Informationen der Immobilien, die ohnehin in unseren Datenräumen liegen, auf die Blockchain legen. Dadurch sind alle Daten fälschungssicher auf dem aktuellen Stand und können einfach ausgetauscht werden.

Redaktion: Zu welchen Investoren bietet iEstate einen Zugang, den Projektentwickler nicht ohnehin schon haben?

Stephan: Noch vor wenigen Jahren hatten Projektentwickler lediglich Zugang zu professionellen oder semi-professionellen Investoren, die mindestens sechsstellige Beträge investiert haben. Durch Crowdinvesting konnten wir bereits über unsere Investment-Plattform iFunded Projektentwickler mit Privatanlegern zusammenbringen, zu denen sie vorher insbesondere bei kleinen Projekten niemals einen effizienten Zugang hätten aufbauen können. Bei iEstate werden wir Investoren auch die Möglichkeit bieten, ihre Investments in Kryptowährungen zu tätigen. Dadurch sprechen wir komplett neue Investorenkreise an, nämlich auf der einen Seite die klassischen Bitcoin-Investoren aber auf der anderen Seite auch Kryptofonds, die aktuell vermehrt aufgelegt werden. Gerade in dem Umfeld der Kryptoinvestoren gibt es Personen, die sehr gut verdient haben. Jetzt wollen sie ihre digitale Währung in weniger volatile, alternative Finanzprodukte investieren. Da kommen unsere Immobilienprojekte genau richtig.

Redaktion: Die Vermarktungsprozesse sind bei iFunded ja bereits digitalisiert. Wieviel Verbesserungspotenzial gibt es da überhaupt noch?

Stephan: Die Blockchain-Technologie verspricht ein Potenzial, das wir Stand heute noch gar nicht überblicken können. Die Kosteneinsparungen durch Smart Contracts, also automatisierte digitale Prozesse, hatte ich ja bereits erwähnt. Aber es gibt noch viele weitere Bereiche, die optimiert werden können. Für die Finanzbranche sind Compliance-Themen extrem wichtig und teilweise zeitaufwendig. Aktuell gibt es zum Beispiel keinen Standard für die Identitätsprüfung bei Kunden. Die Anforderungen für diese so genannten KYC (Know your customer) Prozesse unterscheiden sich je nach Rechtssystem und Kunden müssen sich mehrfach identifizieren, wenn sie die Dienste verschiedener Anbieter nutzen möchten. Die Blockchain bietet die Möglichkeit, die Identitäten fälschungssicher zu hinterlegen und für die verschiedensten Dienste zur Verfügung zu stellen. Die Daten wären dann unter der Kontrolle der Kunden und der Prozess sehr viel effizienter.

Redaktion: Wann wird die Blockchain-Technologie bei Ihrer Plattform komplett integriert sein?

Stephan: Die Integration erfolgt in mehreren Phasen. In der ersten Phase arbeiten wir daran, unseren Anlegern auf iFunded zu ermöglichen, Investments in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether zu tätigen. Außerdem planen wir Smart Contracts zu implementieren, um Prozesse effizienter und ohne Mittelsmänner wie Zahlungsdienstleister oder Treuhänder zu gestalten. In der zweiten Phase werden wir Immobilienentwicklern ermöglichen, über unsere Plattform iEstate für ihre Projekte Finanzierungen mittels so genannter Security Tokens aufzusetzen. Diese elektronischen Anteile sind dezentralisiert auf der Blockchain und werden auf renomierten Börsen handelbar sein. Das bedeutet: Sie können 24 Stunden weltweit gehandelt werden – unabhängig von Börsen-Öffnungszeiten. Da auch kleinere Immobilienprojekte ohne größeren Aufwand in Tokens umgewandelt werden können, wird dies eine interessante alternative Finanzierungsform für Projektentwickler.

Redaktion: Herr Stephan, vielen Dank für das Interview.

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